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Sabine Abert

Selbstmitgefühl in schwierigen Zeiten

Egal ob es die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage, die Klimakrise oder individuelle schwierige Lebensphasen sind – kaum jemand kann von sich behaupten, ohne die ein oder andere Belastung oder gar Krise durchs Leben zu gehen. Schwierige Phasen und „Tiefs“ gehören zum Leben dazu und manche davon wiegen so schwer, dass man auf Hilfe von außen angewiesen ist. Noch härter wird es, wenn wir uns in solchen Situationen selbst für unsere vermeintlichen „Schwächen“ abwerten, uns Vorwürfe machen und uns die Schuld am „Scheitern“ geben. Im psychotherapeutischen Kontext spricht man dann auch von „sekundärem Leid“ oder auch „schmutzigem Leid“, das selbstgemacht ist und das Leiden eher vergrößert, anstatt es zu lindern. Es ist diese kritische Stimme in uns, die sagt, dass wir uns mehr hätten anstrengen müssen, dass wir zu schwach sind, dass wir versagt haben und andere Menschen alles besser hinkriegen. Oft entsteht sekundäres Leid im Bemühen, das Leid auszuschalten und Kontrolle zurückzugewinnen und bewirkt dabei genau das Gegenteil. Im Gegensatz dazu steht das „primäre Leid“ oder „saubere Leid“, das zum Leben gehört und unvermeidbar ist – sozusagen Leid in „Reinform“. Dazu gehören kritische Lebensereignisse, wie Trennung, Verluste, Rückschläge oder Erkrankungen.  Ein Weg dieser Form des Leids zu begegnen ist die Gewissheit, dass alle Menschen diese Form des Leids miteinander teilen und es etwas zutiefst Menschliches ist, was uns alle miteinander verbindet. Ein Empfinden von Isolation oder Minderwertigkeit kann so einem Gefühl von Verbundenheit und Normalität weichen, in dem Wissen, dass alle Menschen leiden und niemand perfekt oder vollkommen ist.


Oft können wir jemand anderem, der etwas Schwieriges durchmacht mehr Mitgefühl entgegenbringen als uns selbst und messen mit zweierlei Maßstäben. Es ist jedoch möglich, zu lernen, sich auch selbst mitfühlend zu begegnen. In einem ersten Schritt geht es darum, die eigene Situation und sich selbst wahrzunehmen und eine annehmende Haltung einzunehmen, um alles, was im „Hier und Jetzt“ da ist, da sein zu lassen. Einen Raum für die unangenehmen, leidvollen Emotionen aufzumachen mit der Bereitschaft sich ihnen zuzuwenden, anstatt sie zu bekämpfen oder vermeiden zu wollen. In einem weiteren Schritt können wir dafür sorgen, uns mit unserem Leiden liebevoll und tröstend zu begegnen, so wie wir es bei einem guten Freund machen würden. Wichtig ist dabei nicht nur, was wir zu uns sagen, sondern auch in welchem Ton und auf welche Art wir mit uns sprechen. Vielleicht hat sich durch jahrelange Selbstkritik ein rauer, kritischer oder antreibender Tonfall etabliert. Manchmal hilft es sich eine tröstende, warme, liebevolle Instanz oder einen wohlwollenden Begleiter vorzustellen, der es gut mit uns meint und uns sagt: „Es ist o.k., dass du dich gerade so fühlst. Du bist o.k. Auch dieses Gefühl wird nicht ewig anhalten.“


Sich den eigenen Gefühlen oder gar dem eigenen Leid zu stellen und eine selbstmitfühlende Haltung einzunehmen kann beängstigend und schwer sein. Auch hier ist es wichtig eine achtsame und wertschätzende Haltung einzunehmen und auch diese Schwierigkeiten anzuerkennen. Es ist o.k., wenn es nicht auf Anhieb klappt und es ist o.k., sich auf schweren Lebenswegen Hilfe zu holen. Ich gehe gerne ein Stück Ihres Weges mit Ihnen, wenn Sie es möchten.  

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